Die um 1230 entstandenen Skulptur der Goldenen Madonna zeigt in der Vorderansicht die thronende Maria mit dem Jesuskind. Bei der jetzigen Aufstellung auf einem Wandpodest an der südlichen Chorwand ist die Rückseite, welche Anna und Joachim – die Eltern von Maria – an der Goldenen Pforte darstellt, nicht sichtbar.
Die unterlebensgroße Skulptur ist vollplastisch aus Nussbaum-Holz geschnitzt. Die Skulptur ist innen ausgehöhlt und lässt aufgrund ihrer Ausführung mit Vorderansicht und Rückansicht vermuten, dass sie als Reliquienobjekt und Prozessionsfigur diente. Sie war wohl schon bei ihrer Entstehung farbig gefasst (= bemalt), doch die heutige Sichtfassung entstand erst um 1480, als die Skulptur im spätgotischen Stils überarbeitet wurde. In den folgenden Jahrhunderten gingen exponierte Teile, wie die rechten Hände Mariens und des Jesuskindes, verloren.
In den vergangenen Jahrzehnten hatten das Holz und die Farbfassung durch schwankende Luftfeuchtigkeit im Kirchenraum (s. auch Sanierungsprojekt Heizungsanlage) gelitten und zudem hatten sich Staubablagerungen gebildet. Dank einer großzügigen, projektbezogenen Spende konnte in 2015 die Sanierung der Goldenen Madonna beauftragt werden.
Die Restauratorin, Frau Anne-Sophie Hinnüber-Eysing, untersuchte die Skulptur optisch – mit Stereomikroskop sowie unter UV-Licht – und erstellte einen kunsttechnologischen Befund des Holzes, der Gewebeüberklebungen an den Holzfugen und der verschiedenen Farb- und Fassungsschichten.
Nach heutigem restauratorischem Verständnis wird Verlorenes (wie die erwähnten Hände) nicht ergänzt, sondern das Vorgefundene wird bestmöglich erhalten. Dementsprechend wurden eine Oberflächenreinigung, eine Konsolidierung lockerer Stellen an der Farbfassung und der Blattgoldauflage sowie Kittungen zahlreicher Fehlstellen (z. B. an den Haaren des Jesuskindes sowie Löcher ehemaliger Holzdübel und Spuren eines früheren Holzwurmbefalls) vorgenommen.
Was sich hier so leicht liest, ist eine aufwändige Arbeit, die nur mit großem Fachwissen und im teils mikroskopisch kleinen Bereich umgesetzt werden kann. Damit Sie einen Eindruck dieser Arbeit bekommen, hier ein Auszug aus dem Restaurierungsbericht zu den Haaren des Jesuskindes: „Bei der Fehlstelle an den Haaren des Kindes wurde in mehreren Arbeitsschritten gekittet. Zunächst wurde die Holzoberfläche mit einer Bindemittellösung (Beva-Lösung, 20%iger Feststoffanteil gelöst in Siedegrenzbenzin) eingestrichen, um einen Haftgrund zu schaffen. Der Beva-Kittmasse wurden, entsprechend der originalen Grundierung, Fasern (Cellulose) beigemengt, so dass eine modellierbare Masse entstand. Daraus wurden insgesamt drei Haarhubbel geformt. Die Konturen wurden mit dem Skalpell definiert. Anschließend erfolgte ein dünner Auftrag der Beva- Kittmasse. In die geglättet Oberfläche wurden dann mit dem Skalpell und einer Nadel feine Rillen eingraviert. Die Kittungen wurden mit Aquarellfarben in mehrschichtigen Farbaufträgen optisch geschlossen. Die Retusche erfolgte in Stichtechnik (Trateccio).“
Durch die Restaurierungsmaßnahme konnte die originale Substanz erhalten und weiteren Fehlstellen vorgebeugt werden. Die Skulptur weist nun ein in der Farbwirkung helleres und einheitlicheres Gesamterscheinungsbild auf.