In christlicher Tradition diente eine Sakramentsnische bzw. ein Sakramentshaus seit Anfang des 13. Jahrhunderts der sicheren Aufbewahrung des Allerheiligsten: des geweihten eucharistischen Brotes, der Hostie und oft auch weiterer liturgischer Objekte wie Kelch, Patene, Monstranz und auch Reliquien.
In St. Marien wurde das bis heute erhaltene, außerordentlich aufwändig im Stile einer gotischen Kathedralfassade gestaltete Sakramentshaus vermutlich um 1450 errichtet. Es erhebt sich mit 7,50 m Höhe und über 2 m Breite vor der nördlichen Chorwand.
Im Zuge der Reformation erfuhr die Abendmahlstheologie eine grundlegende Veränderung, so dass auch dieses Sakramentshaus im späten 16. Jahrhundert seine ursprüngliche Funktion verloren haben dürfte.
Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 beschloss die Stiftung, das stark verschmutzte und teils beschädigte Sakramentshaus restaurieren zu lassen, um dort wieder Abendmahlsgeräte verschiedener Epochen zu präsentieren und so die mittelalterliche Glaubenswelt unserer Ahnen für heutige Kirchenbesucher wieder erfahrbar zu machen. In einer ersten Bestandsaufnahme wurden die oberflächlichen Verschmutzungen und baulichen Schäden dokumentiert (Bild 1: gelb eingefärbt = korrodierte Verbindungsdübel und schadhafte Verfugungen, rot schraffiert = gelockerte und damit absturzgefährdete Bauteile wie Fialen, Kreuzblumen und Maßwerkbrüstungen). Anschließend wurde das Sakramentshaus eingerüstet und die sehr aufwändigen Restaurierungsmaßnahmen begannen. Nach Wochen intensiver Arbeiten erstrahlt das Sakramentshaus seit September 2010 wieder in seinem hellen Sandstein (Bild 2 und 3) und lässt den Betrachter über die filigrane Kunstfertigkeit gotischer Steinmetze staunen.
Wir danken allen Spendern, mit deren Hilfe wir dieses kulturhistorisch wertvolle Sakramentshaus restaurieren lassen konnten.