Ein feierliches, von Orgel und Posaune vorgetragenes Hosannah! eröffnete den Stiftungsabend am 11.11.2016, dem Martinstag. Herr Maxeiner begrüßte die zahlreichen Festgäste sowie Herrn Bürgermeister Manfred Sauer, seinen ökumenischen Mitbruder Pfarrer Ludger Hojenski, den Festredner Prof. Wolfgang Sonne sowie alle weiteren Mitwirkenden sehr herzlich.
In seinen Grußworten der Stadt Dortmund nahm Herr Sauer den Martinstag zum Anlass, über einen anderen Martin zu sprechen: Martin Luther, der mit seinem Thesenanschlag vor fast 500 Jahren eine Tat vollbrachte, die man heutzutage eine „Challenge“ nennen würde. Einer anderen Challenge musste sich die Stiftung zuletzt angesichts der kostenintensiven, noch lange nicht abbezahlten Turmsanierung stellen. Deswegen wünschte Herr Sauer der Stiftung weiterhin viel Erfolg und drückte seine Hoffnung aus, dass auch künftig viele Menschen hier in Dortmund nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihre Geldbeutel öffnen mögen, um beim Erhalt dieses Wahrzeichen
unserer Stadt zu helfen. Die Grußworte von Pfarrer Hojenski, deren vollständigen Text sie in dieser Oase-Ausgabe nachlesen können, hob die wichtige Arbeit der Stiftung zur Erhalt des Kulturgutes und der Kirchenmusik in St. Marien hervor. Die besondere Sprache der Musik sei eine besondere Sprache der Verkündigung, gerade für Menschen, die in unseren heutigen Zeiten mit Worten vielleicht nicht mehr zu erreichen seien.
Wie um diese Worte machtvoll zu unterstreichen, stimmte nun die Orgel, gespielt von unserem Kantor Manfred Schwendner und begleitet von Jonas Hatzel an der Posaune ein feierliches und in der Intonation modernes symphonisches Werk an.
Der Festvortrag von Prof. Wolfgang Sonne (TU Dortmund) galt St. Marien und dem Wiederaufbau in Dortmund insbesondere unter städtebaulichen Aspekten und im Kontext überregionaler, stadtplanerischer Entwicklungen der Nachkriegszeit. Auch in diesem Vergleich schaffe der historische Kirchenbau mit dem angegliederten Gemeindehaus nebst ebenerdigen Geschäftsräume mit ihren Passagemöglichkeiten eine gelungene stadträumliche Einbindung. In seinem Fazit würdigte Prof. Sonne die Verbindung von identitätsstiftender Bewahrung und funktionaler Erneuerung, von Tradition und Innovation.
Ein besonderes und sehr feinsinnig ausgewähltes Musikstück bildete das anschließende OrgelIntermezzo aus Das Buch mit den sieben Siegeln, in dem der Komponist Franz Schmidt (1874-1939) kurz vor seinem Tod die Offenbarung des Johannes vertont hatte. Das Oratorium entstand in einem sich verdunkelnden Jahrzehnt, das schließlich in den Zweiten Weltkrieg und in die Zerstörung von
weiten Teilen der Dortmunder Innenstadt, der Marienkirche und des historischen Pfarrhauses – an dessen Stelle das heutige Gemeindehaus steht – führte. Dieses Oratorium lässt in fast bedrohlich, teils atonal klingenden Tonfolgen diese Zerstörung bereits ahnen.
Kein Buch mit sieben Siegeln, sondern das klare Zahlenwerk des Rechenschaftsberichts wurde anschließend von Herrn Schophaus vorgetragen. Die in 2015 freundlich zugedachten Spenden wurden alle satzungsmäßig verwendet, die Kapitalerträge des Stiftungsvermögens fielen wie schon in den letzten Jahren zinsbedingt eher gering aus. Herr Schophaus dankte allen Spendern sehr
herzlich und bat um weiter anhaltende Spendenfreude, damit die Stiftung auch künftig das Kleinod Marienkirche erhalten und die Kirchenmusik fördern könne.
Zum Abschluss dankte die stellvertretende Stiftungsvorsitzende Renate Fischer allen Gästen für ihr Kommen, allen Mitwirkenden für ihr großes Engagement, Professor Sonne für seine interessanten Ausführungen und allen bisherigen Spendern für ihre große Unterstützung. Besonderen Dank richtete sie an Herrn Schophaus, der nach vier Jahren engagierter und konstruktiver Mitarbeit im Stiftungsvorstand aus diesem nun auf eigenen Wunsch ausscheiden wird. Ebenso dankte sie den Künstlern Erich Krian (Malerei) und Sebastian von den Akker (Fotografie), die in ihrem laboratorium:zwischenraum eine Kunstedition geschaffen haben, mit der sie die Mariengemeinde bei der Turmsanierung unterstützen möchten.
Zum Abschluss erfüllte noch einmal die Orgel mit den aufstrebenden, brausenden, suchenden und zuletzt Versöhnung findenden Klängen des Halleluja Präludium und Fuge D-Dur, 1928 von Franz Schmidt komponiert, unsere Marienkirche.
Dieser festliche Abend und die eindrucksvolle, sehr facettenreiche Musik weckte bereits Vorfreude auf den nächsten Stiftungsabend am 10. November 2017.
Silvia Schmidt-Bauer
Schriftführerin Stiftung Kulturgut und Kirchenmusik