Am 8. November 2013 feierte unsere Stiftung ihr zehnjähriges Jubiläum mit einem sehr festlichen Programm. Eröffnet wurde der Abend vom Organisten Torsten Wille mit einem Präludium von J.S. Bach, bei dem er sogleich die Klangfarben unserer schönen Schwalbennestorgel vom tiefen Brummen gleich einer Tuba bis zu den glasklaren Höhen einer Flöte ausbreitete.
Der Vorsitzende des Vorstands, Pfarrer Ingo Maxeiner, begrüßte die Gästeschar und verwies auf das mit zehn Jahren eher kurze, wenngleich sehr ereignisreiche Wirken der noch jungen Stiftung. Anschließend sprach Superintendent Paul-Gerhard Stamm – letztmals in dieser Funktion – seine Grußworte. Analog zu zehn Jahren erfolgreicher Stiftungsarbeit formulierte er zehn Leitsätze zu Aspekten wie Verantwortung, Sorgfalt, Gemeinsamkeit und Mitgefühl, mit denen auch die künftige Arbeit der Stiftung weiterhin gut gelingen werde.
Mit fein ziselierten Tönen verzauberte anschließend Katharina Lemberg das Publikum und ließ es staunen, welche Klangfülle sich einer einzelnen Violine in der bemerkenswerten Akustik von St. Marien entlocken lässt.
Den Festvortrag zum Thema „Neue Entwicklungen des Stiftungswesens“ hielt – in Vertretung von Prof. Dr. Lutz Aderhold – sein Rechtsanwaltskollege Dr. Matthias Wiese. Sehr kenntnisreich und in großer Detailfülle breitete er das weite und komplexe Feld der verschiedenen Rechtsformen einer Stiftung aus – der gemeinnützigen und privaten, der rechtsfähigen und der unselbstständigen Stiftung und der relativ neuen Rechtsform der Verbrauchstiftung – und erörterte u. a. Aspekte des nachhaltigen Wirkens von Stiftungen. Dr. Wiese beschloss seinen Vortrag mit einem Zitat des Arztes, evangelischen Theologen und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer und konnte sich in diesem Kreis von Stiftern und Spendern über zustimmenden Applaus freuen: „Das gute Beispiel ist nicht eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen, es ist die einzige“. Nach diesem hochkonzentrierten Vortrag erfreuten sich die Gäste des Stiftungstages an den elegischen Klängen einer Vocalise für Violine und Orgel von S. Rachmaninoff.
In einem weiteren Vortrag berichtete die Diplom-Restauratorin Brigitte Vöhringer anhand zahlreicher Fotos über die jüngste Restaurierungsmaßnahme am Berswordt-Altar. Das harte Eichenholz, auf welches das kostbare Passions-Triptychon Ende des 14. Jahrhunderts gemalt wurde, unterlag je nach Raumklima stets einem gewissen Dehnungs- und Schrumpfungsverhalten. Im 19. Jahrhundert versuchte man bei der großen Mitteltafel mit der Kreuzigungsszene, dies durch eine rückseitige Parkettierung (feste horizontale Holzklötzchen und bewegliche vertikale Einschubleisten) zu verhindern. Da dem Eichenholz dadurch jegliche Dehnungsmöglichkeit genommen wurde, kam es zu Blasenbildungen und zur teilweisen Loslösung der Malschicht vom Untergrund. Zur Vermeidung weiterer Schäden sollte nun diese Parkettierung wieder entfernt werden. Frau Vöhringer berichtete über die Sicherung der Tafel für den Transport ins das LWL-Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster, über die allmähliche Akklimatisierung der Tafel, die langsame Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, die dadurch eintretende Entspannung des Holzes und schließlich die vorsichtige Abnahme der Parkettierung. Für unvorhergesehenen Schrecken sorgte dann der Befund von deutlichem Schimmelpilzbefall in den Bereichen der ehemaligen Parkettierung. Deswegen wurde die Rückseite gereinigt und eine Schutzschicht aufgetragen. Damit bei unterschiedlichem Dehnungsverhalten künftig das Holz der Mitteltafel nicht mehr gegen das Holz der Rahmung reibt, entwickelte Frau Vöhringer ein System von mehreren, regulierbaren Blattfedern, mittels derer nun das Mitteltafel in die äußeren Rahmenleisten eingespannt ist. Zum Schutz brachte sie rückseitig zusätzlich einen leichten Wabenkarton auf. Nach diesem sehr spannenden Einblick in die restauratorische Praxis ließ Torsten Wille auf der Orgel das sehr zarte und ursprünglich für eine sogenannte Flötenuhr komponierte Andante F-Dur von Mozart erklingen.
Anschließend trug Herr Dr. Wittershagen in bewährtem Stil und in gerundeten Zahlen den Rechenschaftsbericht 2012 vor. Die erfreulich hohen Zinserträge in Höhe von rund 10.000 € sind allein den guten Anlagekonditionen früherer Jahre zu verdanken. Da man für gespartes Geld zurzeit ohnehin kaum noch Zinsen erhielte, erwähnte Dr. Wittershagen, augenzwinkernd und mit Schalk in der Stimme, die besondere Bedeutung, welche der Steuerabzugsfähigkeit einer Spendenquittung heutzutage zukomme. In diesem Sinne bat er die Anwesenden, auch die anstehenden Projekte zur Sanierung der Heizungs- und Akustikanlage mit Spenden zu unterstützen. Dieser aufmunternde Tenor fand sich dann musikalisch wieder in der folgenden, leicht schwelgerischen Pastorale für Orgel und Violine.
Zum Abschluss dankte die stellvertretende Vorsitzende des Vorstands, Renate Fischer, allen Stiftern und Spendern für ihr Kommen, den Rednern für ihre freundlichen und informativen Beiträge sowie den Musikern für ihre großartigen Geigen- und Orgelklänge sehr herzlich. Sie lud alle Gäste im Anschluss an den musikalischen Ausklang zu einem Empfang in der Kirche, zur Besichtigung der Kunstschätze und insbesondere zur Betrachtung des frisch restaurierten Heiligen Michael ein. Dieser konnte an diesem Abend ganz aus der Nähe betrachtet werden und die Restauratorin Frau Eysing beantwortete die interessierten Nachfragen vieler Gäste.
Silvia Schmidt-Bauer
Schriftführerin der Stiftung